Shanghai und Suchou

Metropole und Familien-Treff

Nach unserem Aufenthalt bei meiner Patentante und Onkel in Kunshan sind wir dann nach Shanghai mit dem Zug gefahren und sind dort ein paar Tage geblieben. Dort angekommen haben wir prompt gespürt dass hier alles hektisch und chaotisch zu geht. Vielleicht sind wir ja auch ein wenig von Japan verwöhnt, alles ordentlich, diszipliniert und sauber. Hier in China ist so ziemlich alles das Gegenteil…man braucht hier viel Geduld, Nerven und Durchsetzungsvermögen.

 

Leider war das Wetter in Shanghai nicht auf unsere Seite, es hat ziemlich stark geregnet und unsere Motivation die Sehenswürdigkeiten zu sehen war dann auch nicht all zu hoch. Trotzdem sind wir dann doch noch am Nanjing Road entlanggelaufen und sind an der Fluss Promenade geschlendert und haben einen Spaziergang am alten Stadtviertel am Tianzifang gemacht. Die Stadt ist eine Metropole, interessant für Leute die gerne Shopping gehen und das Hippige und Neumodische suchen.

 

Einen Tag lang haben wir einen Ausflug nach Suchou gemacht, dort wohnt eine Tante von Mery. Mery hatte zuvor ihre Tante noch nie gesehen, sie ist die älteste Schwester ihres Vaters. Durch Merys Schwester hat sie die Kontaktdaten erhalten und wir haben sodann ein Treffen mit ihrer Tante vereinbart, bei ihr zu Hause. Dort angekommen wurden wir sehr herzlich von der Tante empfangen, sie war sehr glücklich und aufgeregt uns zu sehen, wir natürlich auch. Es war ein sehr emotionales Treffen, sie hat uns von Ihrer Kindheit und ihr Leben erzählt, wir waren natürlich auch sehr neugierig und wollten auch vieles wissen. Mit mittlerweile 79 Jahren ist sie sehr fit und munter, lacht viel und macht viele Witze, ein fröhlicher Mensch trotz ihrer Vergangenheit. Geboren war sie in Indonesien, ebenfalls wie Merys Vater. Mit 16 Jahren wurden sie und 2 weitere Geschwister von Ihrem Vater von Indonesien aus nach China geschickt. Es war eine schreckliche Bootsfahrt das über 10 Tage lang unter Deck gedauert hat. Sie hat seit Ihrem Umzug nach China nie wieder ihr Vater gesehen, er hatte seine Kinder in China nie besucht, nur die Mutter war mal 2x dort. Für Mery und für mich unvorstellbar der Gedanke als Kind ohne Eltern in einem fremden Land zu leben. Als sie damals nach China kam, wurde sie von der Regierung unterstützt, sie konnte zur Schule und Universität gehen. Studiert hatte sie Englisch und arbeitete als Lehrerin an der Mittelschule, Ihr Mann hatte ebenfalls englisch studiert und war später Professor an der Universität. Wir waren beide sehr überrascht dass sie perfekt englisch gesprochen hatte. Das Treffen war insofern auch amüsant weil wir uns in 3 Sprachen unterhalten haben: Mandarin, Teochew (Dialekt aus dem Süden Chinas wo unsere Vorväter stammen) und Englisch. Wir hatten nie die Gelegenheit gehabt ihr Mann kennen zu lernen, er verstarb letztes Jahr in 2015. Als wir bei ihr waren hatte sie ebenfalls Besuch aus dem Süden Chinas, eine Freundin aus dem Ort wo unsere Vorväter herstammen. Am Abend wollte sie uns unbedingt zum Restaurant ausführen und hat uns eingeladen. Als wir ihr erzählten, dass wir einen ganzen Jahr lang verreisen und die Weltreise machen wollte sie uns sofort Geld in die Hand drücken weil wir ja in dem Zeitraum kein Geld verdienen und sie Mitleid mit uns hatte. Für uns absolut unvorstellbar, wir hatten uns zuvor noch nie im Leben gesehen und sie wollte uns direkt Geld in die Hand drücken, unglaublich diese Frau, so herzig zu uns. Ach ja, wir haben natürlich das Geld nicht genommen.

 

Beim Abschied haben wir alle gesagt, dass es schön wäre wenn wir uns in Zukunft mal wieder sehen könnten, mal schauen ob dies auch klappt. Wir haben uns über das Treffen sehr gefreut und Mery hat auch mehr über Ihre Familie in Erfahrung bringen können.

Rechts die Tante von Mery und links ihre Freundin
Rechts die Tante von Mery und links ihre Freundin